
Chinesische Exportkontrollen: Was Installateure von Batteriespeichern jetzt wissen müssen
Von
Tobias Straumann
21. November 2025
Jüngste geopolitische Entwicklungen werfen jedoch einen Schatten auf die globalen Lieferketten: Im Oktober 2025 kündigte das chinesische Handelsministerium (MOFCOM) neue chinesische Exportkontrollen für fortschrittliche Batterien, kritische Materialien und zugehörige Fertigungstechnologien an.
Da Europa einen Grossteil seiner Batterien und Vorprodukte aus China bezieht, haben diese Beschränkungen direkte Auswirkungen auf die Verfügbarkeit, die Preise und die Projektplanung in der Schweiz und der EU. Dieser Beitrag analysiert, was die neuen China Batterie Exportbeschränkungen für Sie als Installateur bedeuten und welche strategischen Antworten, insbesondere aus der Kreislaufwirtschaft, jetzt an Bedeutung gewinnen.
Was beinhalten die neuen chinesischen Exportkontrollen?
Die am 9. Oktober 2025 angekündigten und am 8. November 2025 in Kraft getretenen Regelungen sind keine pauschalen Verbote, sondern ein gezieltes Kontrollinstrument. Sie klassifizieren spezifische Batteriekomponenten und -technologien als "Dual-Use"-Güter. Dies bedeutet, dass für deren Export nun eine spezielle Lizenz des Ministry of Commerce (MOFCOM) in China erforderlich ist.
Die Kontrollen zielen auf die strategisch wichtigsten Segmente der Batterie-Wertschöpfungskette ab:
Hochleistungsbatterien: Im Fokus stehen Lithium-Ionen-Batterien mit einer hohen Energiedichte von 300 Wattstunden pro Kilogramm (Wh/kg) oder mehr.
Kritische Materialien: Insbesondere künstliche Graphitmaterialien für Anoden – ein Bereich, in dem China den Weltmarkt zu über 95 % dominiert – sind betroffen.
Fertigungstechnologie: Auch der Export von Schlüsseltechnologien und Maschinen zur Batterieherstellung wird nun kontrolliert.
Diese China Batterie Exportkontrollen dienen Peking als strategisches Mittel, um die eigene technologische Vormachtstellung zu sichern und auf westliche Industriepolitiken zu reagieren.
Europas Abhängigkeit: Das Kernproblem für die BESS-Branche
Die neuen Regelungen treffen Europa an einem empfindlichen Punkt. Die Abhängigkeit von chinesischen Importen in der Batterie-Wertschöpfungskette ist systemisch und erstreckt sich über alle Stufen:
Rohstoffverarbeitung: China kontrolliert über 90 % der globalen Raffinadekapazität für batterietaugliches Graphit.
Komponenten: Nahezu 90 % der Kathoden-Aktivmaterialien und 97 % der Anoden-Aktivmaterialien stammen aus China.
Fertige Zellen: China produziert etwa 76-85 % aller Lithium-Ionen-Batteriezellen weltweit.
Für die EU bedeutet dies: Im Jahr 2023 stammten 87 % aller Batterieimporte aus China. Diese massive Abhängigkeit macht die europäische und schweizerische BESS-Branche anfällig für die nun eingeführten chinesischen Exportkontrollen.
Konkrete Auswirkungen für Elektroinstallateure
Für Sie als Installateur von Batteriespeichersystemen sind die abstrakten geopolitischen Manöver vor allem in Form von konkreten Geschäftsrisiken spürbar.
Sind alle Batteriespeicher betroffen?
Die gute Nachricht zuerst: Nicht unbedingt. Die direkte Kontrolle zielt auf Hochleistungsbatterien mit 300 Wh/kg. Viele der im Heimspeicher- und Gewerbesegment verbreiteten Lithium-Eisenphosphat-Batterien (LFP) liegen unterhalb dieser Schwelle. Sie sind daher von den direkten Batterie-Exportkontrollen möglicherweise nicht betroffen.
Das "Aber" ist jedoch signifikant: Die Kontrollen für künstliches Graphit betreffen praktisch alle Lithium-Ionen-Batterietypen, einschliesslich LFP. Da Graphit ein wesentlicher Bestandteil der Anode ist, können Engpässe oder Preissteigerungen bei diesem Material die gesamte Batterieproduktion verteuern.
Mögliche Folgen: Preissteigerungen und Lieferverzögerungen
Die Einführung eines Lizenzierungsverfahrens schafft Unsicherheit. Selbst wenn Lizenzen für kommerzielle Endanwendungen in Europa erteilt werden, führt der administrative Aufwand unweigerlich zu Verzögerungen.
Für Installateure bedeutet dies:
Längere Projektlaufzeiten: Die Lieferzeiten für BESS-Module könnten sich verlängern, was Ihre Projektplanung erschwert.
Volatile Preisgestaltung: Unsicherheit in der Lieferkette führt oft zu Preiserhöhungen, die Sie möglicherweise an Ihre Endkunden weitergeben müssen.
Wettbewerbsnachteil: Europäische Hersteller, die auf chinesische Vorprodukte angewiesen sind, könnten stärker betroffen sein als vollständig integrierte chinesische Marken.
Strategische Antworten: Europas Weg zur Resilienz
Die chinesischen Exportkontrollen wirken als Katalysator für Bestrebungen, die in Europa bereits im Gange sind. Die EU hat mit dem "Critical Raw Materials Act" (CRMA) einen klaren Kurs vorgegeben, um die strategische Autonomie zu erhöhen.
Die Ziele des CRMA bis 2030 sind ambitioniert:
10 % des Jahresverbrauchs an strategischen Rohstoffen aus heimischem Abbau.
40 % des Jahresverbrauchs aus heimischer Verarbeitung.
25 % des Jahresverbrauchs aus heimischem Recycling.
Der Fokus auf Recycling und Kreislaufwirtschaft
Angesichts der Schwierigkeiten beim Aufbau neuer Minen in Europa wird schnell klar: Das Recyclingziel von 25 % ist keine blosse Umweltmassnahme, sondern eine industrielle Notwendigkeit, um die Verarbeitungsziele von 40 % überhaupt erreichen zu können. Die "urbane Mine" – also die Rückgewinnung von Materialien aus Altbatterien und Produktionsabfällen – wird zur wichtigsten heimischen Rohstoffquelle Europas.
Die Chance von Second-Life-Batteriespeichern
Genau hier liegt die strategische Chance für Installateure. Während der Aufbau von Recycling-Kapazitäten Zeit benötigt, gibt es eine sofort verfügbare Lösung, um die Ressourcennutzung zu maximieren: Second-Life-Batteriespeicher.
Systeme, wie sie von modual entwickelt und in der Schweiz produziert werden, nutzen Batteriemodule, die bereits in Europa im Umlauf sind (z. B. aus Elektrofahrzeugen). Diese Systeme sind von den China Batterie Exportbeschränkungen für neue Zellen und Materialien völlig unabhängig.
Für Sie als Installateur bietet die Integration von Second-Life-BESS in Ihr Portfolio entscheidende Vorteile:
Versorgungssicherheit: Sie reduzieren Ihre Abhängigkeit von globalen Lieferketten für Primärbatterien.
Preisstabilität: Die Preiskalkulation ist weniger anfällig für geopolitische Schocks bei Rohstoffen wie Graphit oder Lithium.
Nachhaltigkeit: Sie bieten Ihren Kunden eine echte Kreislauflösung, die den Zielen des CRMA und der EU-Batterieverordnung entspricht.
Qualität: Mit "Swiss Made"-Produkten wie denen von modual setzen Sie auf Langlebigkeit, Reparierbarkeit und technologische Exzellenz.
Fazit: Von der Abhängigkeit zur strategischen Partnerschaft
Die chinesischen Exportkontrollen sind ein Weckruf. Sie signalisieren das Ende der Ära uneingeschränkt verfügbarer und günstiger Batteriekomponenten aus Fernost. Kurzfristig müssen sich Installateure auf eine angespanntere Marktlage mit potenziellen Verzögerungen und höheren Preisen einstellen.
Langfristig liegt die Lösung in der Diversifizierung und im Aufbau einer resilienten europäischen Wertschöpfungskette. Als Installateur können Sie diesen Wandel aktiv mitgestalten. Indem Sie auf Partner setzen, die der Kreislaufwirtschaft verpflichtet sind und auf lokale, reparierbare und langlebige Systeme wie Second-Life-BESS setzen, sichern Sie nicht nur Ihr eigenes Geschäft gegen zukünftige Schocks ab, sondern positionieren sich auch als zukunftsorientierter Lösungsanbieter bei Ihren Kunden.
FAQ – Häufig gestellte Fragen
1. Was genau sind die chinesischen Exportkontrollen für Batterien?
Seit dem 8. November 2025 verlangt China eine spezielle Ausfuhrlizenz für bestimmte Batteriematerialien (insb. künstliches Graphit) und Hochleistungs-Lithium-Ionen-Batterien (mit einer Energiedichte von 300 Wh/kg oder mehr).
2. Sind meine LFP-Heimspeicher direkt von den Kontrollen betroffen?
Die meisten LFP-Batterien für Heimanwendungen liegen unter der Energiedichte-Schwelle von 300 Wh/kg und sind daher vom direkten Batterie-Exportverbot wahrscheinlich nicht betroffen. Sie sind jedoch indirekt durch die Exportkontrollen für künstliches Graphit betroffen, was zu Lieferverzögerungen und Preisanstiegen führen kann.
3. Was kann ich als Installateur tun, um mein Geschäft zu schützen?
Sprechen Sie proaktiv mit Ihren Lieferanten über deren Lieferketten und Risikobewertung. Diversifizieren Sie Ihr Produktportfolio und ziehen Sie Anbieter in Betracht, die auf europäische Produktion oder Kreislaufmodelle (wie Second-Life-BESS) setzen, um Ihre Abhängigkeit von chinesischen Primärimporten zu verringern.
4. Warum sind Second-Life-Batteriespeicher von diesen Kontrollen weniger betroffen?
Second-Life-Systeme, wie die von modual, verwenden Batteriemodule, die bereits ihren "ersten Lebenszyklus" in Elektrofahrzeugen in Europa absolviert haben. Da keine neuen Batteriezellen oder kritisches Graphit aus China importiert werden müssen, ist ihre Produktion immun gegen diese spezifischen China Batterie Exportbeschränkungen.
